Freitag, 8. Februar 2013

nackte männer - Leopold Museum, 6. Februar 2013

nackte männer


...diese Nackerten... am Mittwoch bin also auch ich in diese Ausstellung gepilgert und irgendwie mit gemischten Gefühlen wieder herausgekommen.

"Vielfältig" ist eventuell das Wort, das die Ausstellung am Besten beschreibt. Da das Hauptthema der nackte Mann in der Kunst ist, konzentriert sich die Ausstellung nicht auf einzelne Epochen oder Strömungen sondern spannt den Bogen vom Klassizismus über die Klassische Moderne bis ins Heute hinein - eine Sammlung von Bildern und Objekten, also, in denen nackte Männer vorkommen, geordnet nach Entstehungszeit.
Knappe Einführungstexte geben etwas Einführung, dann geht man von Installationen zu den steif wirkenden (und natürlich nackten) Helden des Klassizismus, in die mir vertrauteren Gefilde der klassischen Moderne und weiter in die Gegenwart, die sich mit Fotos und weiteren Installationen viel Platz nimmt.

Hat mir gefallen:
Verner Thomé
Knaben am Strand, um 1910/11
Natürlich ist das Thema der Ausstellung sehr weit gegriffen. Ein wenig negativ aufgefallen ist mir aber trotzdem die fehlende Tiefe.
Die Räume sind nach zeitlichen/ inhaltlichen Schwerpunkten aufgeteilt, roter Faden bleibt dabei einzig der nackte Mann/ Jugendliche/ Bub in der Kunst. Hier hat mir ein wenig die vertiefende Auseinandersetzung mit dem Wandel der Darstellung/ des Stellenwertes des nackten Mannes in der Kunst gefehlt, mit der/dem sich ja die Ausstellung per Eigendefinition auseinandersetzen will. Die Relevanz mancher Werke war mir nicht ganz klar - als Beispiel für welche Entwicklung/ welchen Schwerpunkt sie gelten sollten - und es gab keine erklärenden Plaketten neben den Bildern, die auf eine besondere Aussagekraft/ Repräsentanz oder Bedeutung des Bildes aufmerksam gemacht hätten.
Ja, es gab Texte an der Wand, man hat sich von den Pharaonen weg vorwärts durch die Zeit bewegt, man konnte einen Wechsel erahnen. Aber irgendwie war man mit den kurzen Texten allein dann doch ein wenig verloren und ist eher mit einem "Aha" an den Bildern vorbeigegangen. Hätte ein Audioguide Abhilfe geschaffen? Hätten ausführlichere Texte geholfen? Dramatischere Raumwechsel (Vorhänge und dergleichen)? Hab ich mir zu viel feministische Sichtweise erwartet?

Eine Folge davon, dass mir der Fokus auf den Wechsel der Rolle des nackten Mannes in der Kunst ein wenig abgegangen ist, war, dass mir jeder Raum eher wie eine flüchtige Auseinandersetzung mit einem Ideennukleus für eine eigene Ausstellung vorgekommen ist.
Zu Räumen und Ansätzen, die mich interessiert haben, hätte ich sehr gerne viel mehr erfahren oder mehr von dieser Auseinandersetzung gesehen. Da war zum Beispiel die Sicht von Künstlerinnen auf den nackten Mann - wär das nicht eine Ausstellung wert? Oder die Auseinandersetzung mit den Rollen der Männlichkeit und der Weiblichkeit durch KünstlerInnen beiden Geschlechts. Die Nacktheit in Selbstportraits. Oder, dieser Raum hat mir besonders gefallen, die Auseinandersetzung mit und die Darstellung von Homosexualität in der Kunst. Oder Aktionismus und Nacktheit. Wenn schon keine ganze Ausstellung zu den einzelnen angerissenen Themen dann doch ein wenig mehr Information, auch ohne Audioguide..
So war ich nach etwa 1 1/4 Stunden wieder aus der Ausstellung draußen, mit Gedanken wie "Wer war Verner Thomé?", "Römer in Unterwäsche sehn eigentlich nicht schlecht aus" und "Hoffentlich gibt es bald eine Ausstellung über die Homosexualität in der Kunst", aber ohne allzu großen Erkenntnisgewinn.

Römer in Unterwäsche

Fazit: Interessante Grundidee, gute Werbestrategie, aber irgendwie fehlt mir der Tiefgang. Vielleicht schafft ein Audioguide Abhilfe. Trotzdem anschaun gehn; es sind einige wirklich interessante Exponate dabei - und mit der Eintrittskarte kann man sich nachher das gesamte restliche Museum anschaun. Es lohnt sich also auf alle Fälle.

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2 Kommentare:

  1. Der Blogg gefällt mir.

    Schöne Grüsse aus der Freidenker Galerie

    Rainer Ostendorf

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  2. Ich habe die Ausstellung ebenfalls gesehen und hatte den gleichen Eindruck. Das hatte jemand in der Tat ausgezeichnete Pressearbeit für eine Ausstellung betrieben. Es fehlte aber in der Tat der rote Faden und jeder Tiefgang.

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